Das Projekt Kolumbien 2019
Ich habe also beschlossen, nach Kolumbien zu gehen. Doch was mache ich nun dort? Was wird mein Lebensinhalt sein? Wo hinein stecke ich meine Lebensenergie?
Wie bereits im vorigen Artikel beschrieben (falls du ihn nicht gelesen hast, kannst du dies hier tun), habe ich während meines Auslandsjahres die kolumbianischen Anden kennen und lieben gelernt.
Die größte Schwierigkeit war meist, Informationen über die Berge zu finden. Die kolumbianische Bergsteigerszene ist noch relativ klein, sodass über die meisten Regionen kein Kartenmaterial existiert. Bis auf ein paar grobe Beschreibungen in diversen Foren gibt es keinerlei Informationen über den Berg. Und auch offline findet sich keine Literatur.
Die wenigen Regionen, die zumindest eine gewisse Infrastruktur bieten (z.B. Parque Nacional El Cocuy oder Teile des Parque Nacional Los Nevados), lassen sich so gut erkunden, wobei auch hier das Orientierungsvermögen zur Wegsuche sehr ausgeprägt sein muss, weil es keine markierten Wege gibt.
Der Großteil der Berge Kolumbiens jedoch findet keine Beachtung. Ob und wie ein Berg bestiegen werden kann, muss vor Ort herausgefunden werden.
Oft ließ ich meinen Blick über die Landeskarte Kolumbien (Maßstab 1:1,25 Millionen, 1 cm auf der Karte = 12,5 Km) schweifen und fragte mich, ob dieser oder jeder Berg wohl ein lohnendes Ziel zum Bergsteigen wäre. Schließlich packte mich die Neugier und ich zog einfach los, ausgerüstet mit Zelt und genügend Essen für mehrere Tage, ohne zu wissen, ob ich mich durch Dschungel würde kämpfen müssen oder ob doch ein Pfad auf den Gipfel führen würde.
Meine erste derartige Tour führte mich auf den Volcán Cumbal (4760 Meter), einem wie ich herausfand aktivem Vulkankrater ganz im Süden des Landes. Auch wenn es in Strömen regnete, so fand ich doch immer wieder einen Pfad, an dem ich mich orientieren konnte, während ich immer höher stieg und aus dem Regen so langsam Schnee wurde. Als ich schließlich oben ankam, war ich sehr verwundert, auf 4700 Metern eine große, ebene, sandige Fläche mitten im Vulkankrater zu finden, die sich sehr zum Übernachten anbot, nur 50 Meter entfernt von großen Öffnungen, aus denen Schwefelgas entwich. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich jedoch, wieder abzusteigen, denn der Wind war mir in dieser Nacht zu stark. Nach einer regnerischen Nacht auf halber Höhe des Berges stieg ich weiter ab, und siehe da, am Fuß des Berges lud mich ein Bauer zum Frühstücken in sein Haus ein. Er erzählte mir, dass er auch Führungen anbietet, jedoch leider keine Touristen kommen (wie auch, wenn es keine Informationen darüber gibt…).
Dieser Punkt machte mich nachdenklich. Wenn niemand weiß, dass der Berg besteigbar ist, kommt natürlich auch keiner. Das Fehlen an Informationen ist also der Grund dafür, dass es in Kolumbien so wenige Bergsteiger gibt. Berge gibt es genug, noch dazu wunderschöne.
Es ist doch schade, dass viele Kolumbianer selbst nicht einmal wissen, was sie ein paar Kilometer abseits der Dörfer erwartet. Dass sie nicht wissen, dass sie ohne Probleme in einem aktiven Vulkankrater übernachten können. Dass sie die wunderschönen Sonnenuntergänge nicht erleben, so wie ich sie erlebe.
Und da fiel in mir die Entscheidung: Ich möchte den Menschen die Berge zugänglich machen. Ich möchte, dass es die entsprechenden Informationen gibt, wie ich den Berg besteigen kann, was für Material ich mitnehmen muss, wo ich einen Bauern finden kann, der mir den Weg zeigt.
Nur, was bekannt ist, kann auch geschützt werden. Leider dringen immer mehr Bergbaufirmen in die intakte Bergwelt ein, verschmutzen die Umwelt und hinterlassen nichts als Zerstörung. Nur, wenn ein Verständnis in den Köpfen der Menschen da ist, ein Verständnis, was eine intakte naturnahe Bergwelt bedeutet, dann kann Widerstand gegen eine neue Bergmine geleistet werden, dann kann ein neuer Nationalpark gegründet werden.
Ich habe also beschlossen, den Menschen einen Zugang zu den Bergen zu schaffen, ich habe beschlossen, einen Bergführer über die kolumbianischen Anden zu schreiben, sodass mehr Menschen erleben können, was es heißt, auf abgelegenen Pfaden durch die Anden zu wandern.
Dieser Bergführer wird detaillierte Routenbeschreibungen, Höhenangaben und weiterführende Informationen über eine Vielzahl an Bergen enthalten und somit dazu führen, dass mehr Menschen in Kontakt mit den Bergen treten können.
Nach und nach werde ich hier auch Teile des Bergführers veröffentlichen, sodass du verfolgen kannst, wie das Projekt voranschreitet.
Befindest du dich gerade in Kolumbien oder planst du eine Reise dort hin? Hier kannst du mich kontaktieren und vielleicht können wie das ein oder andere Abenteuer gemeinsam bestreiten!
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